Ammonit - Horror Factory ; 16 by Bastei Lübbe

Ammonit - Horror Factory ; 16 by Bastei Lübbe

Autor:Bastei Lübbe [Marrak, Michael]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi, azw3
ISBN: 978-3-8387-4999-0
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2013-10-24T04:00:00+00:00


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Am nächsten Tag fühlte ich mich nach einer fiebrigen, nahezu schlaflosen Nacht wie gerädert. Zu Schüttelfrost, hoher Temperatur und quälendem Husten kamen heftige Gliederschmerzen. Durst quälte mich, wohingegen mein Verdauungssystem rebellierte. Draußen schien die Sonne, und es war nahezu windstill, doch ich fühlte mich zu schwach, um aufzustehen. Für das schöne Wetter hatte ich keinen Blick, ebenso wenig stand mir der Sinn nach Natur. Ich wollte nur meine Ruhe und Dunkelheit.

Nachdem Floyd das Hotelpersonal gebeten hatte, alle paar Stunden nach mir zu sehen, um mich mit Essen, warmen Getränken, den nötigen Medikamenten und Hausmitteln zu versorgen, packte er sein Feldlabor, ließ sich von mir eine genaue Wegbeschreibung geben und marschierte schließlich kurz nach dem Frühstück alleine los.

Welche Experimente er an diesem Tag an Philips Rock durchführte, erfuhr ich nie. Vielleicht nahm er eine Materialprobe der Oberfläche, um sie später hier im Hotel zu untersuchen, sie in diversen Substanzen aufzulösen oder pulverisiert unter dem Mikroskop zu bestaunen. Vielleicht durchleuchtete er das umliegende Gestein, auf der Suche nach einer mächtigen Wurzel, die das Objekt mit dem Grundwasser verband. Möglicherweise unternahm er laienhafte Bohrungen, um zu erfahren, was sich unterhalb des Steins befinden mochte und wie es in seinem Inneren aussah. Oder er versuchte die Schale seiner vermeintlichen Monster-Scleroderma zu durchstoßen, um an Pilzsporen oder eventuell an das wasserspeichernde Fruchtfleisch einer mutierten Dioscorea elephantipes heranzukommen. Vielleicht versuchte er sogar, Philips Rock mithilfe eines primitiven Hebelsystems umzustürzen, um einen Beweis für seine These zu finden, dass der Stein in Wirklichkeit ein gigantischer Bovist oder ein riesiges Baumgeschwür war. Im Geiste sah ich Floyd mit einer selbst gebastelten Wünschelrute auf dem Plateau umherwandern, auf der Suche nach Gesteinsverwerfungen und den Verläufen strahlender Wasseradern.

Was auch immer Floyd dort oben trieb, jedenfalls packte er, wie ich Tage später erfuhr, seine Ausrüstung gegen Abend zusammen und machte sich noch vor Sonnenuntergang daran, das Plateau wieder zu verlassen. Auf dem Weg ins Tal verharrte er jedoch beim Anblick einer merkwürdigen schwarzen Wolke, die ein Stück bergauf vom Boden emporstieg und sich wie ein Wirbelsturm in den Himmel schraubte. Die Wolke war in der Nähe des Erdbodens am dunkelsten und löste sich himmelan in eine formlose Masse auf. Beim Näherkommen stellte Floyd erstaunt fest, dass sich hinter der mysteriösen Erscheinung ein riesiger Schwarm aus Fledermäusen verbarg, der aus der Erde hervorschoss. An der Stelle, wo die Fledermäuse herauskamen, fand er ein steilwandiges, scheinbar bodenloses Loch, das ihm zuvor nicht aufgefallen war. Es öffnete sich in einer sanften Mulde, die vom Pfad aus nicht zu erkennen war. Man sah die Senke im hohen Gras erst, wenn man unmittelbar davorstand.

Floyd war vermutlich seit langer Zeit der Erste, der den Pfad an dieser Stelle verließ und die Plateauzunge überquerte. Wäre er mit seinen Untersuchungen früher fertig geworden und nicht just zu diesem Zeitpunkt an der Stelle vorbeigekommen, an dem die Fledermäuse ihr Tagesversteck verließen, dann hätten wir es wahrscheinlich nie entdeckt.

Aus einem Ast, um den er Efeu und trockenes Gras wickelte, fertigte Floyd eine Fackel, die er anzündete und in das Loch warf. Nach seiner Schätzung fiel sie etwa hundert Fuß tief, bevor sie funkenstiebend aufschlug.



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